aufstandUnter dem Titel „Aufstand der textilen Zeichen- ein künstlerisch-subversives Experiment mit Netzwerkcharakter“ wurde das Kunstprojekt von Stephanie Müller 2008 ins Leben gerufen – die Ergebnisse wurden in der Galerie „Die Färberei“ in München ausgestellt: Vom 20. – 29. November 2009 in der Galerie Die Färberei, Claude-Lorrain-Str. 25/RGB, München

WIR BEDANKEN UNS SEHR BEI ALLEN BESUCHERN, AKTIVEN KÜNSTLERN UND HELFERN FÜR DIE GELUNGENE AUSSTELLUNG! ES WAR WUNDERBAR!

image3

Bildergalerien & Nachlese & Programmhöhepunkte


image1Das Programm umfasste neben der Kunstausstellung auch Vorträge, Diskussionsrunden, Lesungen, Tanz- und Mode-Performances und Konzerte. Ca. 50 KünsterInnen haben ihre Werke vorgestellt. Bei der Aktion Eine Wand voll Kunst! konnte jeder mitmachen. Möbel, Kunst & Kaffee: Zum leckeren Essen und Trinken haben wir ins die Infusionshalle“ eingeladen!

image2

Programmübersicht

Freitag, 20.11.09

Eröffnung der Ausstellung

Samstag, 21.10.09

Theorie & Praxis & Performance

Sonntag, 22.11.09

Film &  Kaffee: Handmade Nation – Ein Dokumentarfilm von Faythe Levine

Donnerstag, 26.11.09

Crafting-Stüberl & Hörspielabend mit „Work“ und „Tomboy“ von Thomas Meinecke & Move D

Freitag, 27.11.09

Write Club Lesung, Kurzfilme & Tanzperformance

Samstag, 28.11.09

Nähworkshop mit Stephanie Müller

Sonntag, 29.11.09

 Ladyfest Brunch mit Konzert von Quadrapong

Werbung

hier kommen deine bilder rein

Hier war das Kernstück der Ausstellung, die Installation „Aufstand der textilen Zeichen“, die den Ausgangspunkt des Kunstprojektes markiert. Außerdem Werke der Künstler Verena Köhler, Lisa Erb, Banu Theis…

Hier wurden Werke von Verena Köhler, Verena Berghof, Thomas Glatz und Klaus Dietl ausgestellt:

Sonntag, 22.11.2009: Das Beißpony Mini-Konzert in der Färberei

Freitag, 20.11.2009, Der Eröffnungsabend: Keiko Saile lässt sich in ihrem Performancestück „Maske“ mit Schokolade überziehen.

 

fotografiert von Tina Mühlberger

 

fotografiert von Tina Mühlberger

ist der Autor der „Traummöbel“ – Geschichten in der Infusionshalle. Seine Geschichten erzählen kurze Schlaglichter aus dem Leben der Möbel…
Ein paar Kostproben hier:

13. März
Bin heute schon wieder verwechselt worden. Niemals werden diese Leute sich merken, daß ich hier die Nummer eins bin. Wieder und wieder ziehen sie meinen Bruder oder eine von meinen beiden Schwestern vor. Nur, wenn es um niedere Aufgaben geht, dann holen sie mich her. Dann muß ich beispielsweise als Leiter dienen, wenn sie eine Glühbirne einschrauben. Und gestern, als das plumpe Kind in diesem Haus gegen das Verbot aufbegehrte, Schimpfworte benutzen zu dürfen, da hat es mich vor Wut einfach umgetreten und anstatt daß sich jemand um mich gekümmert hat, ging es nur um eine Strafe für das dicke Kind. Unmöglich. Mir gefällt es hier nicht, obwohl Wien sehr schön sein soll. Meine Schwester, die das Glück hat, an einer Tür zu stehen, bekommt davon wohl etwas mit. Manchmal erzählt sie von Pferden, die prächtige Kutschen ziehen, in denen prunkvoll gekleidete Menschen sitzen. Ich hasse sie. Sie steht auf meinen Platz. Ich bin die Nummer eins. Mir steht das zu. Ich will endlich das bekommen, was ich verdiene. Ja, gestern war ein richtig schlimmer Tag. Allein die Qual, als das widerliche Kind sich zum Abendessen wieder auf mich gesetzt hat. Am liebsten hätte ich es abgeworfen, aber das geht ja nicht. Und die fiesen, schadenfrohen Blicke meiner Geschwister sind kaum noch auszuhalten. Meine Schwester erzählt immer nur Geschichten darüber, was sie alles sieht, wie schön es außerhalb unserer Wohnung ist. Wie es mich aufregt, wie sie damit angibt, daß sie etwas sieht, was wir anderen nicht sehen können.

14. März
Heute mittag haben sie unseren ältesten Bruder in der Küche gebraucht. Das hat uns endlich die Möglichkeit gegeben, über ihn und die Situation zu reden. Er ist in letzter Zeit einfach unausstehlich. Wir konnten uns zwar alles von der Seele reden, was gut war, aber bevor wir irgendwelche Beschlüsse fassen konnten, haben sie ihn wieder zurückgebracht. Mißtrauisch hat er uns beäugt, aber gesagt hat er nichts. Die Stimmung war wieder einmal ganz unten. Manchmal tut er mir schon leid, wenn das dicke Kind sich krachend auf ihn wirft. Er hat es nicht leicht, aber dafür können wir anderen doch nichts. Er tut immer so, als müßte einer von uns an seiner Stelle sein. Immer ist er unzufrieden. Nie kann man es ihm recht machen. Seitdem wir das Möbelhaus verlassen haben, ist er nur noch am Mosern. Klar, da hatten wir ein gutes Leben. Wir waren Ausstellungsstücke und wer hätte ahnen können, daß wir irgendwann verkauft werden. Billiger verkauft. Aber anstatt froh zu sein, daß sie uns nicht getrennt haben, trauert er nur der vergangenen Zeit hinterher. Er kann sich einfach nicht damit abfinden, wie es ist. Wenn er wenigstens wüßte, was er gerne hätte.

15. März
Was für ein Tag. Alles begann damit, daß unsere Schwester ein Bein verloren hat, weil das dicke Kind wieder einen seiner gefürchteten Ausbrüche hatte. Sie haben sie am Abend weg gebracht. Was aus uns wird ist noch nicht klar. Unser ältester Bruder war zunächst nur am Schimpfen und Toben, bis sie uns umgestellt haben und er an meinen alten Platz an der Tür gekommen ist. Für einen kurzen Moment wirkte er völlig befriedigt, danach hat er erst einmal keinen Ton mehr von sich gegeben. Ich habe den Anderen immer erzählt, was ich sehe. Geschichten von der Schönheit der Welt da draußen, Geschichten, die ich mir habe einfallen lassen, während ich auf die graue Betonwand des Hochhauses nebenan gestarrt habe. Unsere Schwester. Weg. Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich frage mich, ob sie wiederkommt. Frage mich, wo sie ist und wie es ihr geht. All diese Fragen, während mein ältester Bruder mich voll Bitterkeit anstarrte. Und wie unbeteiligt er das dicke lärmende Kind hinnahm. Er ignorierte es einfach. Das hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Ich begann mir ernsthafte Sorgen um ihn zu machen. Etwas in ihm schien zerbrochen. Wie bei unserer Schwester – nur innerlich. Ich hatte Angst, daß er auch nicht mehr lange überleben wird. Doch dann, als alles ruhig war, begann er zu erzählen. Er erzählte von den prachtvollen Dingen, die er, nun da er einen freien Blick auf die Welt da draußen habe, endlich sehen konnte und seine Geschichten waren voller Leben und Freude. Was für ein Tag.

 

FREI SEIN

Der Körper ist mein Zuhause. Meine Burg, in der ich geschützt bin, mein Engel, der mir sagt was zu tun ist, mein Teufel, der den Schweinehund in mir nährt, mein Gerüst für das Leben, meine Behinderung zu dem Eintritt in überirdische Sphären, mein Auslöser für positive und negative Gedankengänge. Das heiligste was ich habe, doch macht er etwas schreckliches mit mir. Er schließt mich ein. Von oben bis unten, lässt nichts heraus und nichts herein. Was darunter schlummert kann ich nur vermuten, hoffen, verdrängen….

Ich bin eingeschlossen, ohne Schloss, ohne Eisen… es ist einerseits Schutz die diese Haut mir schenkt. Sie schützt mich vor dem Bösen, das in mich eindringen will, den Blutsaugern, die sich an mich hängen und restlos alles aussaugen. Doch andererseits schließt er mich ein. Ich kann nicht vor, nicht zurück, nicht rein, nicht raus… Was passiert wenn ich eines Tages heraus komme?! Ist es der Tod, der die Haut öffnet, ist es eine Erkenntnis, die mich austreten lässt oder nur ein Zufall, der das bewirkt.

Ich habe mir ein Kleid angelegt um dieses Gefängnis zu einem schöneren Ort zu machen. Das Leben mit ein bisschen Glück versehen. Doch es ist kurz. Und trotz der Kürze hält es uns am Leben. Umso mehr muss es genossen werden.

Aber es drückt von Außen. Mir wird die Luft genommen. Ich werde eingeschnürt.
Ich habe keinen Platz zum Atmen.
Es schnürt ein, es schneidet, es tut weh.
Zwänge, Moralvorstellungen, Gefühle, Entscheidungen, Abschiede, Neuerungen, Gesetze, Suche, Fragen, Antworten,….

Eine Flut von Empfindungen, die einschnüren. Sie kommen von Außen, es ist nicht unser Körper der uns dieses harte Eisen aufgelegt hat. Ein Anderer, Unbekannter, Unsichtbarer. Ein Phantom, das wir nicht kennen, nicht die Ausmaße sehen und nicht wissen wie es zu stoppen ist. Wie der Knoten geschnürt ist.

Ausbrechen!

Sexuelle Reife          vs.       Spielerische Kindlichkeit
Feinheit                     vs.       Rauheit
Freiheit                      vs.       Eingeschlossenheit
Zukunft                      vs.       Vergangenheit
Glück                          vs.       Unglück
Freiheit                       vs.       Unterdrückung

Ausbrechen aus den Lasten, die den Körper zerdrücken. Sie behindern uns im Denken, Handeln und Fühlen. Die Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Der erste Schritt den Knoten zu lösen, die Fesseln abzulegen, Luft zu schnappen und Frei sein.

Einfach nur Frei sein….

Vielen Dank an unsere Förderer & Partner!

20. – 29. November 2009

Soli-Party am 18.11.2009!

Soli-Party am 18.11.2009!